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Formel 1 2011: Mercedes-Benz Vorschau Barcelona
Von Sascha Kröschel | 17.Mai 2011
Mit der Ausnahme von Monaco, das in vielerlei Hinsicht ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, ist der Circuit de Catalunya eine Strecke, auf der von je her Ăberholmanöver am schwierigsten sind. 16 von 20 Grand Prix auf diesem Kurs wurden von der Pole Position gewonnen â inklusive aller Rennen in den letzten zehn Jahren. In den vergangenen drei Rennen war die Anzahl der Ăberholmanöver lediglich im einstelligen Bereich. Im Durchschnitt gab es beim Spanien Grand Prix seit dem Jahr 2008 2,3 ânormaleâ Positionswechsel. Wenn also eine Strecke als MaĂstab fĂŒr den Erfolg der RegelĂ€nderungen in dieser Saison gelten soll, dann ist es Barcelona. Bislang gab es in diesem Jahr durchschnittlich 24,5 ânormaleâ Ăberholmanöver pro Rennen.
Warum ist das Ăberholen in Barcelona so schwierig?
Das grundlegende Ăberholproblem auf dem Circuit de Catalunya ist, dass es vor der 880 Meter langen Zielgerade die schnelle Kurve 16 gibt. Selbst nach der Integration der Schikane in den Kurven 14/15 ist es schwierig, einem anderen Auto dicht durch die Zielkurve zu folgen. Wenn dann der Leistungsunterschied zwischen den Fahrzeugen gering ist, wird das Ăberholen extrem schwierig. Die Teams kennen Barcelona durch die Testfahrten sehr gut und haben dementsprechend das Auto und die Reifennutzung bereits optimiert. Somit gibt es im Normalfall weniger Unterschiede bei der Performance und der Strategie.
LĂ€sst sich der Einfluss des Windschattens ermitteln?
Ja, der Abtrieb wird von Sensoren am Fahrzeug ĂŒberwacht. Je nĂ€her man dem vorausfahrenden Fahrzeug kommt, desto geringer ist dieser. Das gilt fĂŒr das gesamte Auto, wirkt sich aber im vorderen Bereich des Fahrzeugs stĂ€rker aus. Deshalb neigt das hinterherfahrende Auto auch zum Untersteuern. Der Verlust setzt ein, wenn der Abstand zwischen den Autos 3,5 Sekunden betrĂ€gt. Bei einer Sekunde RĂŒckstand verliert das hintere Auto ungefĂ€hr 7% seines gesamten Abtriebs; bei einer halben Sekunde Abstand steigt der Wert auf rund 12%.
Wie werden Ăberholmanöver gemessen?
Die traditionelle ZĂ€hlmethode fĂŒr Ăberholmanöver basiert auf PositionsverĂ€nderungen in der Rundentabelle, allerdings werden dabei mehrfache Platzwechsel innerhalb einer Runde oder VerĂ€nderungen bei der Boxenein- und Ausfahrt nicht berĂŒcksichtigt. Das Team berechnet die Anzahl der Ăberholmanöver mit einer Kombination aus Video-, Zeitnahme- und GPS-Technik. Auf diesem Weg können die Ăberholmanöver als âWertâ in die Strategiekalkulationen einbezogen werden: So werden zum Beispiel Ăberholmanöver zwischen Teamkollegen einzeln gewertet, weil ein Fahrer entscheiden könnte, seinen Teamkollegen passieren zu lassen. Gleichzeitig werden Manöver schnellerer Autos gegen die drei langsamsten Teams extra eingeordnet, da deren Einfluss auf die Strategie weniger entscheidend ist. Es existiert allerdings keine feste Definition fĂŒr ein âechtesâ Ăberholmanöver, wodurch es je nach der verwendeten Methode zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Daher ist es wichtig, stets die gleiche Methode einzusetzen.
Wie viele Ăberholmanöver gab es in den letzten drei Jahren in Barcelona?
Die reinen Fakten sehen wie folgt aus: 2008, elf Ăberholmanöver; 2009, drei Ăberholmanöver; 2010, zehn Ăberholmanöver. Die Werte von 2008 beinhalten jedoch auch Wechsel durch FahrzeugschĂ€den oder Fehlern und die Anzahl von 2010 berĂŒcksichtigen auch Manöver schnellerer Autos gegen Fahrzeuge der langsamsten drei Teams. Die Anzahl ânormalerâ Ăberholmanöver betrug 2008 zwei, 2009 drei und 2010 zwei.
Im Jahr 2011 hat sich das Bild stark verÀndert. Wie sehr?
Die Zahl der Ăberholmanöver fĂ€llt, verglichen mit 2010, nicht nur sehr viel höher aus, sondern stieg bislang auch mit jedem Rennen der Saison 2011 an â von insgesamt 30 Manövern in Melbourne (inklusive aller Arten von Platzwechseln) bis auf 112 in der TĂŒrkei. Die Anzahl ânormaler Manöverâ von Autos verschiedener Teams hat sich zwischen Melbourne und Sepang mehr als verdoppelt und blieb seitdem relativ konstant â im Rennen in der TĂŒrkei gab es etwa 31 Manöver. Im Gegensatz dazu stieg die Anzahl von Ăberholmanövern durch das DRS deutlich an â von fĂŒnf in Melbourne auf 38 in Istanbul. In Prozenten ausgedrĂŒckt spielte DRS bei 17% aller Ăberholmanöver in Melbourne eine Rolle, in der TĂŒrkei waren es schon 36%. Umgekehrt entfielen 40% aller Positionswechsel in Melbourne in die Rubrik ânormalerâ Ăberholmanöver, in der TĂŒrkei waren es 28%.
Wie viele Ăberholmanöver gab es bislang in dieser Saison?
Australien, 30; Malaysia, 70; China, 90; TĂŒrkei, 112. Der Anteil ânormalerâ und DRS unterstĂŒtzter Manöver war: Australien, 17; Malaysia, 48; China, 53; TĂŒrkei, 71. Ein Vergleich der Gesamtzahlen des Spanien Grand Prix 2010 und des TĂŒrkei Grand Prix 2011 zeigt, dass es im Rennen in Istanbul elf Mal mehr Ăberholmanöver gab als bei dem letztjĂ€hrigen GroĂen Preis von Spanien â in Zahlen: zehn zu 112.
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