Motorsport Magazin Rhein-Berg
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    ADAC GT Masters: Andrina Gugger – Schadensbegrenzung in der Eifel

    Von Sascha Kröschel | 18.September 2012

    Dieses Wochenende (14.09.-16.09.2012) hatten wir es gleich doppelt und dreifach schwer. Aufgrund der guten Resultate der vorangegangenen Rennen, bekamen sämtliche Porsches im Feld satte 25kg Zusatzgewicht ins Auto. Dies obwohl wir auf dem Nürburgring ohnehin schon Schwierigkeiten mit der Streckencharakteristik zu bekunden hatten. Das vorletzte Rennen der Saison stand also unter keinem guten Stern…

    Dabei begann alles recht locker. Nach einer angenehmen Fahrt reisten wir bereits am Donnerstagnachmittag auf dem NĂĽrburgring an. Sofort erledigte ich die administrativen Dinge, um im Anschluss noch etwas Zeit fĂĽr meine Schularbeiten zu haben (vorbildlich oder?). Ich wollte alles möglichst schnell abschlieĂźen, um mich während dem Wochenende voll auf den Motorsport konzentrieren zu können. Schwierige Bedingungen hin oder her – ich freute mich schon sehr auf die Veranstaltung.

    Schlecht gepokert
    Am Freitag Morgen war richtiges Eifel-Wetter angesagt. Es war eiskalt und sehr windig. Doch ich war gerüstet. In weiser Vorahnung hatte ich zu Hause bereits die Winterausrüstung in den Koffer gepackt und konnte deshalb meine Yokohama-Mütze bis tief in die Augen ziehen, während ich gedankenverloren durchs Fahrerlager schlenderte.

    Kurze Zeit später saß ich dann bereits im Auto. Doch leider war das erste offizielle freie Training am Freitag Morgen reine Zeitverschwendung. Aufgrund einer Reglementänderung, die die Yokohama-Reifen betraf, erhielten alle Teams einen zusätzlichen Satz neuer Reifen, den sie beim freien Training nutzen durften. Unser Team entschied sich als einziges dafür, mit den alten weiter zu fahren. Rückblickend war dies sicherlich die falsche Entscheidung. Unsere Reifen waren dermaßen verbraucht, dass wir wie wild auf der Piste herumschlitterten und verzweifelt nach Grip suchten. Als Folge dessen waren die Zeiten miserabel und eine effiziente Datenauswertung war nicht möglich. Somit konnten wir erst im zweiten freien Training mit der wirklichen Fahrerarbeit beginnen, was zur Folge hatte, dass wir bereits zu Beginn des Wochenendes unserer Performance hinterher hinkten

    Auf den Punkt gebracht und doch zu langsam
    Vor dem Zeitfahren fuhr ich innerlich noch einmal die Strecke ab. Dabei ĂĽberlegte ich mir ganz genau, was bei der Datenanalyse in den jeweiligen Kurven besprochen wurde und versuchte mir die Punkte gut zu merken, um kurze Zeit später alles korrekt umsetzen zu können. Dies gelang mir erstaunlich gut, so dass ich bereits in der zweiten fliegenden Runde die zwei Minuten Marke unterschritt. Ich war ĂĽberglĂĽcklich ĂĽber diese enorme Steigerung von beachtlichen 1,2 Sekunden auf das zweite freie Training und fĂĽhlte mich auf der zwischenzeitlich 11. Position pudelwohl. Den Rest des Zeitfahrens verfolgte ich dann per IPad im Auto und sah zu, wie ich von Minute zu Minute weiter durchgereicht wurde. Bis die Ampel auf rot sprang, war ich bereits bis auf Position 28 zurĂĽckgefallen. Happy mit der Zeit – aber etwas enttäuscht ĂĽber den 28. Startrang – ĂĽbergab ich die Lotte meinem Teamkollegen.

    Das erste Mal…
    Otto hatte in seinem Zeitfahren weniger Glück. Just als er auf seiner schnellen Runde war, verlor einer der Mercedes-Piloten reichlich Kühlerwasser und verteilte dies unbewusst aber sehr grosszügig auf der gesamten Rennstrecke. Sofort kam Otto ins Schleudern und musste infolgedessen die Runde abbrechen. Etwas frustriert kam er zurück an die Boxe, um einige Minuten später dann einen zweiten Angriff zu starten. So war dies zumindest geplant. Doch leider machte ihm Petrus, unser allseits beliebter Regengott einen Strich durch die Rechnung. Während Otto an der Boxe stand und auf seinen zweiten Einsatz wartete, begannen immer grössere Regentropfen vom Himmel zufallen, so dass an eine Rundenzeitverbesserung nicht zu denken war. Also blieb uns nichts anderes übrig, als das Zeitfahren abzubrechen, und uns mit dem letzten Startplatz zufrieden zu geben. Tja liebe Leute, es gibt für alles ein erstes Mal… Doch wer uns kennt, weiss, dass wir den Kopf nicht so schnell in den Sand stecken. Bereits wenige Minuten nach den nicht zufriedenstellenden Zeitfahren waren wir bereits wieder optimistisch eingestellt und planten die Schadensbegrenzung für den kommenden Tag.

    Platz da, jetzt komme ich!
    Zu diesem Plan gehörte ein guter Start, den ich erfolgreich in die Tat umsetzen konnte. Mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht kämpfte ich Kurve für Kurve um Positionen, stand meine „Frau“ und positionierte mich auf dem 24. Zwischenrang. Dabei flogen wir immer wieder in harten aber fairen Fights zu zweit oder teilweise sogar zu dritt im Parallelflug um die Kurven und schenkten uns keinen Meter. Ich freute mich jedes Mal, wenn ich sah, dass meine direkten Konkurrenten nervös in den Rückspiegel schauten und dachte für mich: „Ja, keine Angst ich bin immer noch hier. Mach dich bereit, jetzt komme ich!“ *smile* Ich hatte definitiv meinen Spass an der Situation und war sehr stolz darauf, dass ich mich auch als Frau und Amateurin in diesem starken Feld behaupten konnte. Runde für Runde kämpfte ich mich im Anschluss nach vorne und übergab nach der Hälfte des Rennens auf Position 21 an Otto. Dieser hatte gleich in den ersten Runden ein kleines Tête-à-tête mit Christian Abt, dem ehemaligen DTM-Piloten, welches ihn einige Positionen zurück warf. Im Anschluss kämpfte er einige Runden gegen einen recht stürmischen Camaro, den er eine Runde vor Schluss noch ziehen lassen musste. Das Endresultat war ein 23. Schlussrang. Schadensbegrenzung Teil 1 würde ich sagen…

    Schadensbegrenzung Teil 2
    FĂĽr den Sonntag hatten wir uns viel vorgenommen. Eine Top 25 Platzierung musste auch vom letzten Startplatz aus machbar sein, schliesslich hatten wir so weit hinten nichts zu verlieren und konnten voll angreifen. Doch erst hiess es einmal Leute begrĂĽssen, Lotte präsentieren und Fragen beantworten. Mein neuer Sponsor – Yokohama Schweiz – reiste mit einer 22-köpfigen Truppe an den NĂĽrburgring an, um die GT Masters zu besuchen und einen unvergesslichen Tag auf der Rennstrecke zu verbringen. Auf dem Programm stand auch die Besichtigung der Fach Auto Tech Box, sowie die Präsentation des Porsche 911 GT3R. Gut gelaunt stand ich den Besuchern Rede und Antwort, half beim Einsteigen in die Lotte und vergass dabei komplett die Zeit. Kaum war ich so richtig in Fahrt gekommen und in erste interessante Gespräche verwickelt, war auch schon der Pit Walk. Dabei stĂĽrmten wieder Hunderte von Besuchern ans Boxentor, um sich von uns Fahrern Autogramme zu erhaschen. Ich genoss es sichtlich und freute mich ganz besonders ĂĽber „die eine Besucherin“, die meinte, das Autogramm von der jungen Dame (also ich *grins*) wäre ihr am Wichtigsten von allen. Während ich mich immer noch ĂĽber das nette Kompliment freute, widmete sich Otto den Startvorbereitungen. Danach ging alles ganz schnell. Otto erwischte einen guten Start, an dem er eine Position gut machen konnte. Während den nächsten Runden kämpfte er sich mit guten Rundenzeiten bis auf Position 27 nach vorne. Als ich die Lotte ĂĽbernahm, hatten wir jedoch bereits 7 Sekunden RĂĽckstand auf unsere Vorderleute. Dies erschwerte mir die geplante Aufholjagd deutlich. Dennoch konnte ich mit konstanten Rundenzeiten noch einige Positionen gut machen, so dass es zum Ende hin trotz der schwierigen Ausgangslage noch fĂĽr den 23. Schlussrang reichte. Viel erfreulicher war jedoch der 5. Rang in der Amateurwertung. Dadurch kamen wir dem Drittplatzierten in der Meisterschaft wieder etwas näher und schafften uns ein kleines, aber unter Umständen sehr wichtiges Polster gegenĂĽber dem FĂĽnftplatzierten der Amateure.

    Persönliches Fazit
    Als reines Amateurteam wird es in diesem starken Feld immer schwieriger. Uns fehlen einfach die Runden und so verwundert der zeitliche Abstand auf die Spitzenleute wohl niemanden, wenn man bedenkt, dass die absoluten Vollprofis beinahe tagtäglich in ihren Rennboliden sitzen. Des Weiteren kommt dazu, dass wir aufgrund von Fahrern, die die Saison vorzeitig beendet haben immer mehr ans Ende der Rangliste rutschen, obwohl wir positionsmässig stetig in kleinen Schritten vorwärts marschieren (diejenigen, die die Saison bereits beendet haben, waren in der Regel direkte Konkurrenten oder solche, die wir hinter uns lassen konnten). Schlussendlich freue ich mich über sämtliche Fortschritte, die wir von Rennen zu Rennen machen können und bin stolz, wenn ich mich als Frau in dieser Serie behaupten und etablieren kann. Nun freue ich mich auf das Saisonfinale am Hockenheimring, bei dem wir eine Top-Zwanzig Positionierung anstreben.

    (Text: Andrina Gugger)

    Topics: ADAC GT Masters |